Tour de France. Ein Tag bei der Tour.

Tour de France

Tour de FranceVermutlich werden sie sich einmal gefragt haben, wie die Mehrheit der Franzosen sich der Tour de France widmet. Immerhin ist es das größte Sportereignis im Land und wenn man der ASO glauben darf in der Welt. Nun, ich will es ihnen verraten. Gar nicht.

Zwar ist die Rundfahrt für die Presse ein Ereigniss ohne Gleichen, aber wenn man zum Beispiel mal in eine kneipe geht, muss man den Wirt schon auffordern mal auf die Übertragung der Tour umzustellen. Weil eine Show oder ein Pferderennen läuft.

Ist das immer so. Nein, nicht immer. Denn es gibt einen Tag, da sind alle Franzosen mit von der Partie. Klar werden sie sagen, am 14. Juli, dem Nationafeiertag, da schauen alle die Tour. Mitnichten. Am 14. Juli sind alle Fernseher auf die Übertragung der Militärparade auf dem Champselysee eingestellt. Da läuft sonst nichts anderes. Wenn man an 14. Juli in eine Kneipe geht, dann sieht in Reih und Glied marschierende Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleute. Dazu kommen dann jede Menge Panzer und Raketen. Man wage es erst gar nicht den Wirt auffordern auf die Tour umzuswitchen. Da kennt der Franzose keinen Spaß. Erst müssen die Düsenjäger die Trikolere über den Triumphbogen versprüht haben.

Wovon rede ich also? Ich rede von dem Tag, an dem die Tour bei den Leuten vor der Haustür vorbeikommt. Die kann auch schon 5o Kilometer weit weg sein. Dann sieht man die Leute schon morgens am Straßenrand sitzen. Oft schon vor 6 Uhr. Sie Trinken Kaffee, lesen gemütlich die Zeitung und harren der Dinge. Den so früh muss man in der Regel dabei sein. Nicht weil da schon die Straßen abgesperrt sind.. Wenn man wie ich die Strecke im schon frühmorgens abfährt, sieht man um diese Zeit in den Dörfern allerhöchstens einen Hund oder eine Katze.

Dazu kommen natürlich die Wohnmobilisten, die den Freiraum, überall zu parken wo sie wollen oder wo man sie lässt, drei Wochen ordentlich ausnützen. Viele von ihnen sind jedes Jahr dabei únd haben von den Werbetreibenden ordentlich Material zur Verfügung gestellt bekommen. Das stellen sie morgens,  manchmal aber auch schon abends auf. Meistens völlig unentgeltlich.  Nur um zu zeigen, dass man dazu gehört. Wer das nicht vorzeigen kann, der hat zumindest seine 30 Quadrattmeter große Nationalflagge in der Morgensonne rumhängen. Manche haben 12 davon und sind schon weit sichtbar. Solche Tourtrecker erkennt man nattürlich an den Wegzeichen der Tour. So ein Schild im Caravan ist sozugan obligatorisch. Ich meine, den schwarzen Pfeil auf gelben Grund. Die ASO kennt ihre Pappenheimer und hängt an manchen Stellen dreißig auf. Da macht es dann nichts wenn eines fehlt. Man hüte sich aber, die Dinger an strategischen Stellen wegzunehmen. Wenn nur eins da hängt.

Ich habe übrigens so an die 30 Stück. Ich Laufe der Zeit da immer was zusammen. Äh ja.

Reden wir weiter über den normalo Franzosen. Da es in den kleinen Dörfer keinen Bäcker mehr gibt, versorgt man sich schon oft an den Automaten die neben der Mairie stehen mit dem geliebteb Stangenweißbrot. Hat man einen Platz gefunden, dann gibt es erst mal Frühstück. So gestärkt wartet man geduldig auf die, die kommen werden. Zuächts passiert rein gar nichts. Vielleicht kommt der eine oder andere Leidensgenosse vorbei und ist enttäuscht, dass sein Platz vom Vorjahr schon okkupiert ist. Dann kommt das rote Auto vom Radsportjournal Tourmann vorbei, hupt ganz kurz und zieht seiner Wege. das war dann schon mal eine Action. Zwei drei Stunden später sieht man die kleinen blauen Polizeifahrzeuge blinkend vorbeihuschen. Man kontrolliert, ob alles seine Richtigkeit hat. Ganz übereifrige Polizeidezernten setzen ihre Truppen schon am frühen Morgen an den Wegkreuzungen ab. 6 Stunden vor dem Durchzug der Werbekarawane ist das ein mühsehliger Job, der mit eifrigen Handysurfen verkürzt wird. Wer Pech hat, steht in einer baumlosen Steppe 10 Stunden in der prallen Sonne. 

https://twitter.com/tdfbeefeaters/status/1548942674870374401

Jetzt passiert wieder zwei drei Stunden recht wenig. Dann geht es aber los. Wir haben 2  Uhr nachmittags. Der Straßenrand hat sich gefüllt. Wir sind an einer Bergwertung der 4. Kategorie. Da müssen die Jungs langsamer fahren und sind zwei Sekunden länger zu sehen. Vorher werden aber andere bejubelt. Denn es kommen nun zahlreiche gut radtechnisch gut gestylte Damen und Herren vorbei, die selbstständlich euphorisch begrüßt werden.  Die Herren zerren die Damen oft mit den Händen den Berg hoch. Schließlich will man zeigen, dass man eigentlich noch ein ganz toller Bruscher ist und genauso gut wie seinerzeit Jalabert den Berg hochkommt. Wenn nur nicht die dicke Wampe wäre. C`est la vie.

Aber schon kommt das erste Hochereignis des Tages. Dafür sitzt man schließlich schon seit frühmorgens an dieser Bergwertung. Die Jungs und Mädels von Leclerc kommen vorbei und wenig später sehen alle aus, als ob sie Pocken hätten. Jeder, der nicht schnell weglaufen kann, das tut natürlich keiner, bekommt ein weißes T Shirt mit roten  Punkten in die Hand gedrückt. Das trägt zur Zeit Simon Geschke genauso stolz wie die Jungs und  Mädels am Straßenrand. Es kennzeichnet den Besten in der Bergwertung der Tour de France. Deshalb sieht der Sponsor gerne in solchen Situationen die Leute mit dem Trikot gehäuft am Straßenrand sitzen. Ich schätze mal, dass Leclerc während der Rundfahrt an die 100000 Hemdchen verteilt. Ich habe übrigens auch welche. Für den Winter.

Dann häufen sich die Vorfälle, bei denen ein paar Wagen der Polizei und Organisation vorbei gedonnert kommen. Man winkt nur noch höflich. Die Werbekarawane wird natürlich ganz anders empfangen. Vorher kommen noch ein paar Irrläufer vorbei.  Man kann die Ausrüstung der Tour erwerben. Ein gelbes T Shirt oder einen Sonnenschirm mit dem Eblem der Rundfahrt. Bon Jours, mes amies. Sind wir nicht alle Freunde. Ich begrüße meine Frau beim täglichen Handygespräch mit dem Ohrwurm. Bon jour, mes amies.

Später erscheinen dan endlich die lang Erwarteten. Die Karawane ist nicht mehr das, was sie vor 10 Jahren Tour de franceeinmal war. Aber der Zirkus ist immer noch vorzeigbar. Die Wagen haben sich im Laufe der Zeit nicht verändert. Ein paar fehlen. Die leckeren Madelaines werden vom Publikum schmerzlichst vermisst. Da fehlt dann das Gebäck für den Cafe. Und natürlich die Vittels. Jahrelang bin ich vor den Wasserspritzen am Ende der Karawane in Deckung gegangen. Wo mögen sie wohl abgeblieben sein?

So man nähert sich dem Höhepunkt des Tages. Eigentlich sollte die Krawane zwei Stunden vor den Rennfahrern  vorbeikommen. Am Ende der Etappe ist es oft weniger als eine Stunde und viele Auto rasen an den Leuten vorbei. Die Enttäuschenung ist oft groß, wenn man keinen Schlüsselanhänger abbekommen hat.

Tour de FranceMit dem Knattern beginnt die Hauptshow. Der Fernsehhubschrauber er scheint über irgendeiner Bodenwelle und alle wissen bescheid. Gleich werden die Jungs kommen. Meist ein paar Ausreißer. Bei den Flachetappen haben sie gegen Ende des Rennens nur wenig Vosprung. Sie werden am Boden durch zahlreiche  Polizeifahrzeuge und Pressemotorräder angekündigt. Dann schrappt der Hupbschrauber über die Menge weg und die drei oder vier Jungens auf der Straße durch die Menge. Ihre Ankunft wird durch die Fans angekündigt. Zwei Sekunden später ist es vorbei und manan wartet auf das Hauptfeld. Auch hier das gleiche Szenarion. Die Durchfahrt dauert ein wenig länger. 10 Sekunden. Denke ich. Dann folgen in langer Reihe die bunten Teamfahrzeuge. Am Ende kommt der Rettungswagen und der Besenwegen. Der hat einen schönen Reisigbesen am Spiegel hängen. Wenn später dann der Polizeiwagen mit der grünen Flagge vorbeikommt ist das Rennen beendet.

Aber erst, wenn die Polizisten die Order bekommen, dass sie die Straße freigeben dürfen, machen sich die Leute auf dem Weg nach Hause. Eine halbe Stunde später ist der Spuk vorbei und die Landstraße sieht wieder aus, wie an einem normalen Tag in Frankreich.

Oder glauben sie, dass hier an einen normalen anderen Tag irgendjemand 10 Stunden in der prallen Sonne in einen Campingstuhl am Straßenrand  sitzen würde? Der müsste doch total bescheuert sein.

 

 

 

 

 

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