Il Lombardia. Fallen die Blätter?
Das letzte Straßenrennen in Europa in der World Tour. Früher sind die Blätter gefallen. Heutzutage ist das anders. Allerdings kam es letzte Woche bei den Tre Vallesine zu einem Rennabbruch. Die Straßen waren zu nass und zu rutschig.
Nässe ist bei den modernen Rädern heute ein großes Problem. Die Bremsen sind zu gut. Die neuen Scheibenbremsen haben ein gravierendes Problem. Drück man den Schalter greifen sie sofort und blockieren die Räder. Das ist wie in alten Zeiten beim Auto. Man fährt in der Kurve geradeaus. ABS ist die Lösung. Sollte doch bei dem elektrischen Aufwand heutzutage keine große Sache sein.
Einstweilen schützt man das menschliche Kapital durch den Abbruch des Rennens in solchen Situationen. Natürlich nicht bei der Tou de France. Da geht es ja um alles.
Frühe war das ganz anders. Meine Frau, die allerbeste Radsportfotografin aller Zeiten, hat zum Renteneintritt ein Buch mit dem sinnigen Namen ” Ihr elenden Mörder!” geschenkt bekommen. Dabei handelt es sich nicht um die Aufzählung aller Kriegsverbrechen der letzten Zeit. Sondern um ein Radsportbuch.
Aus der guten alten Zeit. Als man das erste Mal über die Pyrenäen fuhr. Auf schmalen nicht asphaltierten Bergwegen. Damals liefen da noch zahleiche Wölfe und Bären durch die Gegend und warteten auf einsame Radfahrer. Die waren noch nicht mit hupender Kolonne unterwegs und mussten ihre Räder noch selbst reparieren.
Das würde ich gerne mal sehen. Wie Pogacar mit seinem Carbonrad zum nächsten Schmied geht. Heute sollte er es vielleicht besser bei Bäcker versuchen. Hier wird ihnen auch nicht geholfen.
Kommen wir zurück in die Gegenwart. Die heutige Etappe der Lombardei Rundfahrt hat eine Länge von 255 Kilometern. Sie führt von Bergamo nach Como. Und trotz der zahlreichen Berge fällt die Entscheidung meistens in der Bataglia San Fermo. Das ist ein Hügel kurz vor Como.
Zuvor zeigen sich eine ganze Masse Leute, die dann später am Nachmittag nicht gesehen werden. Schauen wir uns das Fischfutter des Tages an. Es sind einige Bekannte Leute mit dabei. Wie etwas Antonio Tiberi, der sich seine ersten Meriten mit der Ermordung der Katze seines Nachbarn geholt hat. Zwischenzeitlich hat er auch im Radsport wieder Fuß gefasst. Der frühe Wurm zeigt hier auf, dass er keine Ambitionen für den Nachmittag hat. Ist das nun gut für Katzen oder nicht? Jedenfalls haben die Ausreißer nach 60 Kilometern 40 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Wilco Kelderman ist a dabei. Grüß Gott nach Holland.
Später wächst der Vorsprung an. Alle erwarten, dass Pogacar heute im Weltmeistertrikot triumphieren will. Deshalb ist es auch der Rennen der zusammen gekniffenen Arschbacken. Die anderen Teams tun so, als ob sie der Tag überhaupt nichts anginge. Deshalb schickt Pogacar ein paar Leute an die Front und hält den Abstand in Grenzen. Der Meister will ja nicht die Arbeitshandschuhe anziehen müssen.
Die Il Lombardia ist natürlich immer auch die Geschichte des Leides der Verzweifelten. Ich frage mich immer, wie verzweifelt muss man sein in die Ausreiße zu gehen, in einem Rennen das Pogacar gewinnen will und soll. da fährt man einen Vorsprung von 4 Minuten raus und weiß, dass die Katze das Mausen nicht lässt. Blöderweise ist man selber die Maus und man weiß es den ganzen lieben Tag. Das ist Radsport. Damit müssen die nicht so ganz talentierten Fahrer halt rechnen und dafür werden sie bezahlt.
Um es kurz zu machen. 50 km vor dem Ende holt die Gruppe mit Pogacar die letzten Ausreißer ein. Der Meister legt unmittelbar Hand und verabschiedet sich. Der Rest von the Best darf dann aus weiter Entfernung zuhören wie der neue Kannibale das Rennen gewinnt.
Il poker è servito! Tadej Pogačar vince ancora Il Lombardia presented by @CA_Ita 👑
— Il Lombardia (@Il_Lombardia) October 12, 2024
The poker is served! Tadej Pogačar takes his fourth Il Lombardia presented by @CA_Ita 👑
📸 La Presse | #ILombardia | @TamauPogi | @UAETeamEmirates pic.twitter.com/QJmBWitg6N
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