Tour de France. Am Berg Anquetil.
Beim Radsport Journal werden bekanntlich keine Kosten und Mühen gescheut. Und die Strapazen nehmen wir auch auf. Wir gehen zum Volk wenn Moses spricht. Und kommentieren nicht die über Satellit übertragenen Bilder. Ha.
Aber wenn wir dann morgens um 6 aufstehen müssen, um noch 100 km Strecke zu machen, dann kann die Lust schon vergehen. Früher war das das Hochlicht, aber heute würden wir uns gerne noch einmal umdrehen und weiterpoofen. Das Alter halt. Man wird nicht jünger.
Also danken sie uns tausend Mal, dass wir jetzt hier am Berg Anquetil stehen und voller Demut auf die kommenden Ereignisse warten.
Wir haben natürlich Glück gehabt. Morgenstund hat Gold im Mund. Dass man uns gerade noch hochgelassen hat. Jetzt stehen wir hier am Seitenrand. Nicht alleine, sondern mit hunderten anderer Autos und den Parkverbotsschildern.
Die kümmert keinen Menschen mehr. Fraaankreich. Cèst le Tour aussi.
Ich muss noch ein wenig von gestern berichten. Habe ja die Zeit. Also gestern hat es als ersten Fahrer Jasper Philipsen erwischt. Eine Kollision mit Bryan Coquard brachte den ehemaligen Träger des Gelben Trikot zu Fall. Das Schlüsselbein gebrochen und das Hospital gebucht. Mittlerweile grüsst er schon die Fans mit grinsenden Gesicht aus dem Krankenbett. Hatte ja erwartet, dass nach den vielen Stürzen gestern noch einige andere Kanditen aufgeben mussten. Habe aber bislang nichts gehört. Das ist auf die Tour. Da kneift man die Arschbacken zusammen und hält durch.
Autos dürfen längst nicht mehr hier hochkommen. Doch die Jungs und Mädels auf den Fahrrädern vesuchen sich hoch und runter. Sonst herrscht die Stille vor der Karawane. Die soll schon in vier Stunden vorbeikommen. Also Gemach Gemach.
Die Departsmentverwaltung hat einen guten Job zu vergeben. Straßenbelagswerbungentferner. Der junge Mann überpinselt jeden Spruch auf der Straße. Zwanzig Meter weiter unten schreiben sie gerade neue. Auch das ist Tour. Sie sehen das nicht im Fernsehen. Deshalb sagen wir es Ihnen. Und verzichten auf Wattwandern im Finale. Das ist aber auch spannend, Wattwandern. Kommt die Flut oder bleibt es Ebbe. Wenn dann das Wasser bis zu Hals steht, ist es richtig schön.
Wir gesagt sind wir im Aufstieg der Bergwertung. Jaques Anquetil. Der junge Mann stammte aus dieser Gegend und hat in den fünfziger und sechziger Jahren schon mal die Tour gewonnen. Es ist die erste Bergwertung von nun zahlreich folgenden auf dem Weg nach Rouen. Der Mann war in Frankreich ziemlich beliebt und es stehen deshalb schon viele am Straßenrand. Vier Stunden vor der Karawane und 6 Stunden bevor die Jungs vorbeikommen. Einstweilen kommen aber nur die Helden der Landstraße vorbei. Die sie es nicht geschafft oder die deren Frau es ihnen verboten hat. Allerdings brettern sie schon mit einer enormen Geschwindigkeit den Berg hoch. Nicht alle. Aber wenn das Peloton kommt dann muss ich wohl die Verschlusszeiten der Kamera in den viertausender Bereich rücken.
Einstweilen kommen schon mal die Busse von Discover France vorbei. Die haben das Gepäck von den Jungs und Mädeln dabei, die gleich auf den Fahrrädern kommen werden. Jeden Tag ein Stückchen Tour de France. Wenn man nicht die Ehefrau oder Freundin einspannen kann oder will, geht es auch mit einem kleinen oder großen Obulus. Die Pfeile für den Weg werden schon einen Tag vorher angebracht. Es gibt auch keinerlei Ausrede.
Außer meiner vielleicht. Ich bin schon alt und meine Radlersocken sind gerade in der Wäsche. Es geht also gerade gar nicht.
Das Rennen wird einer langen neutralen Phase gestartet. Ab Kilometer geht es dann los. Zwei Fahrer setzen sich ab. Lenny Martinez und Jonas Abrahamsen. Später kommen noch zwei Fahrer dazu, Man hat windstaffeln erwartet. Der Wind reicht, aber sie kommen nicht.
Dafür kommt nun die Karawane vorbei. Man hofft auf Geschenke. Die Leclerc Leute sind normalerweise bei Bergwertungen sehr freigiebig mit ihren gepunkteten T Shirts. Hier an der Cote Anquetil sind sie aber eher knauserig,
Die Karawanis sind nicht so knickrig gewesen. Also allez. Im Peloton hat sich nicht viel geändert. Die vier von der Tanke machen weiter die Spitze. Der Vorsprung wird von Peloton bei 2 Minuten belassen. Hinten hat keiner Lust auf Echalons. Dafür wird es auf den letzten Bergen zum Show Down kommen. Da hoffen wir mal, dass die schon bei uns beginnen.
Dan kommen die Jungs vorbei. Mit einem Affentempo. Zunächst die zwei verbliebenen Ausreißer. Die haben keine Zeit für Getränke. Der Helfer von Abrahamsen. Das Peloton hat die anderen auch noch nicht eingeholt. Aber es ist für die Spitze keine Minute verblieben.
Das wird wird wieder ein ordentliches Gemetzel geben. Die Ausreißer werden selbstverständlich gestellt. In Rouen wird der Sieg zur Chefsache gemacht. Pogacar gewinnt vor Van der Poel. Vingegaard wird dritter. MVDP bleibt aber Gelber. Die Franzosen sind hocherfreut. Schließlich ist Poupou sein Großvater..
Ergebnis <<<<<
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